Luther-Melanchthon-Denkmal

Das historische Luther-Melanchthon-Denkmal

Das Luther-Melanchthon-Denkmal in Leipzig, auch Reformationsdenkmal genannt, welches von 1883 bis 1943 auf dem Johannisplatz stand, nimmt einen besonderen Platz in der Luther-Melanchthon-Denkmalskultur ein. Es war das einzige aller Erinnerungsmale für die beiden Persönlichkeiten, welches sie auf einem Sockel vereinte und die Idee eines Doppeldenkmals umsetzte. Die Geschichte seiner Entstehung umfasst 44 Jahre. Sie begann bereits 1839. Auch in Leipzig wurde damals die 300. Wiederkehr der Einführung der Reformation feierlich begangen. Dieses Jubiläum nahmen 29 angesehene Leipziger Bürger zum Anlass, für die Errichtung eines Erinnerungsmales in der Stadt zu werben und gründeten ein »Comité für Errichtung eines Reformationsdenkmals«. Sie verfassten einen Aufruf, mit welchem Spendengelder eingeworben wurden. Die zunächst gesammelte Summe war jedoch nicht ausreichend, so dass man sich für ein Aufschieben der Denkmalerrichtung entscheiden musste. Die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten zum 400. Geburtstag Martin Luthers brachten schließlich die Konzeption, Beauftragung und Errichtung des gewünschten Denkmals in Leipzig auf den Weg. Seit 1869 waren die Bestrebungen für ein Reformationsdenkmal soweit gediehen, dass man mit mehreren Bildhauern (alle angefragten waren Schüler des berühmten Künstlers Ernst Rietschel) verhandelte. Der Leipziger Rat bemühte sich intensiv darum, den Dresdener Bildhauer Johannes Schilling zu gewinnen. Im Mai 1880 sagte der gewünschte Künstler zu, 1882 wurde der Vertrag mit ihm geschlossen. Zuvor hatte Schilling seinen Entwurf als verkleinertes Modell bereits der Öffentlichkeit vorgestellt und der Rat hatte sich für den Johannisplatz als Standort entschieden. Am 10. November 1883 wurde das Denkmal feierlich eingeweiht.
Das Denkmal erhob die Reformatoren Luther und Melanchthon auf ein drei Meter hohes Postament, welches aus rotem Granit gefertigt war. Links saß auf einem Stuhl Luther. Rechts, leicht hinter ihm, erhob sich die Figur Melanchthons, sich zu seinem Freund herabneigend. Luther hielt ein großes Buch, stets gedeutet als Bibel, auf seinen Knien und schaute in die Ferne. Melanchthon hingegen blickte direkt zu seinem Freund hinab und schien ihm etwas sagen zu wollen. Auch Melanchthon hielt ein Buch in der Hand, welches als die von ihm verfasste »Confessio Augustana« angesehen wurde.
An den vier Seiten des Postamentes waren große Bronzetafeln angebracht, die Darstellungen zum Thema zeigten: Einführung der Reformation in Leipzig (Übergabe des Kirchenschlüssels) / Austeilung des Abendmahls in beiderlei Gestalt (Brot und Wein) / Kirchengesang, Taufe, Konfirmation / Hausandacht, Predigt, Trauung.

Das Schicksal des Schilling-Denkmals

Nicht einmal 60 Jahre blieb das stadt- und kunsthistorisch bedeutsame Doppeldenkmal erhalten. Ab 1940 wurden, wie vielerorts des sich im Krieg befindlichen Deutschlands, auch in Leipzig Denkmale für die »Metallspende des Deutschen Volkes an den Führer« erfasst. Die Liste, welche zunächst 51 Objekte enthielt, erstellten für die Stadtverordneten Leipzigs der beauftragte Konservator der Denkmalpflegebehörde in Berlin in Zusammenarbeit mit dem sächsischen Landesdenkmalpfleger. Letztlich wurden aus dieser Erfassung 30 Denkmale und Kunstwerke durch die Stadtverordnetenversammlung Leipzigs zum Abriss und dem Einschmelzen zur Verwendung für Kriegszwecke freigegeben. Auf diesem Weg wurden verwertbare Rohstoffe für die Rüstungsindustrie gewonnen. In ganz Deutschland gingen so im Zweiten Weltkrieg unwiederbringliche Kulturgüter verloren. Dieses Schicksal traf auch das Luther-Melanchthon-Denkmal in Leipzig. Der hohe Anteil an Bronze, der sich durch das Einschmelzen generieren ließ, kann als Todesurteil des Denkmals angesehen werden. 1942 wurde es als verschrottungswürdig eingestuft. Es brachte 11.340 kg des wertvollen Buntmetalls ein. Anfang 1943 wurde das Monument auf dem Johannisplatz abgebaut und anschließend zur Verhüttung nach Westfalen verbracht. Geblieben sind nur Fotografien des Denkmals und schriftliche Zeugnisse zu seiner Entstehung und Bedeutung. Nach 1950 wurde auch der leere, steinerne Sockel vom Johannisplatz entfernt.

Hermann Mendelssohn: Luther-Melanchthon-Denkmal von Johannes Schilling. Fotografie vor 1891 ©Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
Alfons Trapp: Der Johannisplatz.
Fotografie 1945 ©Stadtgeschichtliches Museum Leipzig